Samstag, 20. April 2013

Israels Geburtstag / יום הולדת לישראל

... so formulierte es jedenfalls einer unserer Autisten.

Eigentlich trifft es das doch ganz gut. Der Independence day, יום העצמאות[Yōm hā-ʿAṣmāʾūṯ] feiert schließlich die Gründung des Israelischen Staates 1948.

Und ja, das ist auch typisch Israelisch. Am Morgen wird geweint und die Nacht dann durchgezecht. 
Das war ja auch das, was ich im letzten Eintrag meinte: Als genaues Gegenteil zum besinnlichen Gedenken am Tage strömten also alle auf die Straße, in die Lokale oder in die Gärten für's Barbeque. In Rechovot gabs eine riesige Bühne und die Hauptstraße war gesperrt und brechend voll. Überall Kinder mit Sprühdosen für Kunstschnee (Die Bedeutung dessen hat sich mir immer noch nicht erschlossen). 


Sonntag, 14. April 2013

20:00 Uhr: die erste Sirene

Sie dröhnen im Radio und in den Straßen - Sirenen, die an die gefallenen Soldaten aber auch an Terroropfer erinnern sollen. Damit beginnt יום הזיכרון [Yom Hazikaron], der offizielle israelische Gedenktag. Am Denkmal im Kibbutz erleuchtet eine große Öllampe die auf Halbmast gesetzten Flaggen, dort wo sich früher am Abend viele Menschen versammelt hatten. Überall im Land wird es morgen Veranstaltungen geben und um 10:00 Uhr ertönt es dann nochmal, das Signal.
So in sich gekehrt der morgige Tag also beginnen mag, der Abend wird das genaue Gegenteil sein...

Aber dazu dann bald mehr!

Samstag, 13. April 2013

Erdbeeren, Kaffee und Zatar - so riecht die Westbank

Ramallah, 9. 4. 13

Die 'pulsierendste' Stadt der Palästinensergebiete hatte ich mir eigentlich größer vorgestellt und die sogenannte Altstadt hätten wir auch beinahe übersehen, wenn uns nicht der freundliche Mann auf der Straße nochmal darauf hingewiesen hätte.
Etwas aber muss ich hier feststellen: genauso echt wie diese Hilfsbereitschaft, so authentisch wirkt auch das Leben hier: das Treiben auf dem Markt, das Chaos auf der Straße und, ja, das freundliche Lächeln, das ist echt. Gegenüber Touristinnen natürlich ganz besonders.
Wir werden 'You're welcome' noch ziemlich oft zugerufen bekommen. Das sind wir schon, willkommen und kaufen sollen wir auf dem Markt natürlich auch etwas.

Ramallah ist einfach typisch palästinensisch, glaube ich.

Im Laufe des Tages haben wir zwei Schatten bekommen. Zwei kleine Jungs, die eigentlich irgendwelche Flyer verteilen wollten, tauchen plötzlich an jeder Ecke hinter uns auf.
Den kennen wir auch noch irgendwo her - aus der Maiswerbung nämlich.

2 Shekel für den wunderbaren arabischen Kaffee, ein Packen noch warmes Fladenbrot mitgenommen (Das is ja günstig, komm wir kaufen gleich zwei mehr), in den Bus und durch den Checkpoint. Für uns geht das einfach. Wir touren so rum zwischen den Seiten.

Zurück in Jerusalem sind mir die ganzen Touristen dort schon wieder zuviel.
Übernachtet wird in Gilo, Volo-wg in iner jüdischen Siedlung.
Das ist die ganz andere Seite der Mauer.

Nablus, 10.4.

Nablus ist größer, irgendwie moderner, ich glaube auch etwas wohlhabender. Auch der Markt: bunt, verwinkelt, voll.
Wir schauen uns um, probieren hier und da mal was - eine Griessüßigkeit in Teigummantelung, außerdem Chalva. Tatsächlich liegt der Markt in einer richtigen Altstadt, anders als in Ramallah.

 Hanna hatte sich vorher schlau gemacht, was man sich hier so anschauen sollte. Jakob's well oder das Amphietheater wären jetzt doch ein bisschen zu weit, denken wir und suchen stattdessen die berühmten Seifen- oder Süßigkeitenfabriken.
Also machen wir uns auf den Weg, werden aber nicht fündig. Wir beginnen schon zu resignieren, als uns Saeed anspricht. Er arbeitet am Informationsstand, bietet uns uns Stadtpläne an und kurzerhand sind wir mittendrin in einer ziemlich rasanten Stadtführung. Er zeigt uns die riesige und sehr moderne Universität, ein traditionelles Dampfbad und erfüllt uns auch den Süßigkeiten- und Seifenwunsch.







für dieses Dessert aus Käse und Zucker, Kenaffa genannt, ist Nablus berühmt. Dieser Mann hier macht laut Saeed das beste überhaupt.


Die Seifenfabrik hätten wir alleine niemals gefunden. In einer Seitenstraße fern vom bunten Markttreiben klingeln wir an einer großen Werkstatttür und vermuten schon, dass niemand kommen wird. Nach dem zweiten Klingeln hören wir, wie sich schließlich dumpfe Schritte nähern und werden von einem zurückhaltenden Mann in dunkle Fabrikräume geführt. Über den wachsigen Boden vorbei an einem großen Behälter, der über einem Ofen in den Boden ein gelassen ist. Hier wird Olivenöl, Wasser und Soda vermischt. Die Treppe hoch kommen wir zum Lagerraum:



Vier Shekel will er für zwei Stücke Seife und als wir ihm fünf geben, kriegen wir noch eines geschenkt.

Saeed hätte uns gerne noch viel mehr gezeigt, aber wir müssen auch noch an den Nachhauseweg denken. Ihm ist es sichtlich unangenehm, uns um etwas Geld für die Privatführung zu bitten und erklärt, uns beim nächsten Mal zum Essen bei seiner Familie einzuladen. Seine Schwester wird kochen.

Im Bus hört es sich so an, als wäre irgendwo was passiert. Es wird sogar für einen Moment israelisches Radio angeschaltet.
Am Checkpoint dauert es heute länger. Das liegt eventuell aber auch daran, dass der Kontrollraum gerade gewischt wird.
Im Nachhinein finden wir heraus, dass es in Haifa einen Unfall mit einem Lkw gegeben hat, bei dem sechs Menschen getötet wurden.

Eine weitere Busfahrt und zurück sind wir im vollkommen stillen Kibbutz und können in Hannas Geburtstag hineinfeiern.


DAAAAs wars von mir soweit
liebe Grüße und Shalom/Salaam
Doro

Dienstag, 2. April 2013

Schluss jetzt mit ungesäuertem Brot.


ach, eigentlich schmecken die doch ganz gut...

Also.
nun (mal wieder nachträglich) auch noch mal von mir:


חג סמח!
[chag sameach!]
frohes Fest!
- Ostern wie auch Pessach -

diese erneute Parallele im Jahreslaufe unserer und der hiesigen Religion bescherte mir also unlängst trotzdem Feiertagsstimmung, auch wenn ich auf das Osterfest zu hause verzichten musste. 

Das Pessachfest erinnert an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Eine wichtige Geschichte für das Judentum.
Und beispiellos wird hier Geschichte und Essen mit einander verbunden. Berühmtestes Beispiel sind wohl die Matze. Sie sollen daran erinnern, dass die Kinder Israels bei ihrem überstürzten Aufbruch nicht mehr die Zeit hatten, das Brot aufgehen zu lassen. 
Jene dünnen, knusprigen Brote also bekommen in der Seder - Zeremonie am ersten Pessachabend genauso ihren speziellen Auftritt wie einige andere Lebensmittel, unter anderem ein Ei ...woher wir das mit den Ostereiern wohl haben. 
Der Abend gestaltet sich also so: die Familie versammelt sich am Tisch und liest die Pessach-Haggada, in der die Speisen und die dazugehörigen Geschichten erklärt wird. Es war sehr erfrischend, diese Tradition in einer Familie zu erleben, die das Ganze zwar schon wertschätzt, diese Speisen- und Geschichtenprozedur jedoch trotzdem mit genug Witz und Ausgelassenheit würzt. 
Versteckt wird auch was, wie bei uns zu Ostern (seltsam, all diese Übereinstimmungen.... da hat doch wer was abgekupfert). Das letzte Stück Matze. Wie bei den Verhandlungen einer Geiselnahme fordern die Jüngsten dafür beim Familienoberhaupt Geschenke ein. Doch auch hier hat die Moderne Einzug gehalten. Es handelt sich mitlerweile in den meisten Familien um Geld... und ich hab doch tatsächlich den Ruf nach einem I-pad vernommen...
Die Tradition des Festes appeliert auch an die Gastfreundschaft der Menschen hier und somit  konnten wir von Suppe mit 'Knödelach' bis hin zu Pessachkuchen aus Matzemehl wunderbares Essen mit wahnsinnig freundlichen Leuten genießen.

Österlich wurde es, als Hanna und ich mit den Chaverim Eier bemalt haben und die Temperaturen sind hier ja immerhin auch sehr viel frühlingshafter als bei euch in Deutschland...

beim Feiertagsspaziergang fanden wir eine schöne Höhle :)





Mittwoch, 6. Februar 2013

Is das sheyn hier...


Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt, dass ich mich hier so selten zu Wort melde. Mir geht es nach wie vor ganz wunderbar hier. Nach sehr viel freier Zeit habe ich mal wieder eine ganz normale Arbeitswoche. Es ist wirklich mal gut gewesen, zwischendurch mal etwas Luft zu haben. So konnte ich jetzt ziemlich motiviert in die Schichten gehen.

Die freie Zeit habe ich vor allem genutzt, um dieses wunderschöne Land hier zu entdecken.
Mal abgesehen davon,
dass ich auch im Kibbutz schon so einiges vor die Linse bekomme, bin ich auch etwas rumgekommen:
Die Wüste bei Arad




Hanna, Jana und Keren






bewunderte ich mit:






und am nächsten Tag ging es weiter zum 



toten Meer.








Am Alexanderfluss,
 der nördlich von Tel Aviv ins Mittelmeer mündet, bin ich mit Niklas und dem Bulk, zwei anderen Volontären, wie die Bekloppten den afrikanischen Weichpanzerschildkröten hinterhergelaufen. Es gibt dort nämlich eine kleine Population dieser äußerst interessanten, erstaunlich großen, aber leider auch sehr seltenen Tierchen. Dort rumgelaufen sind wir natürlich, um ein schönes Foto von ihnen zu schießen. Es haben sich aber eher die Wasserratten gezeigt und so hatte ich kein großes Glück. Aber gesehen hab ich immerhin eine.






Ratte.


Dann war ich noch mit meinem Mitbewohner Laurenz und nem Kollegen in nem Wald gar nicht weit von hier:


 Das erste Februarwochenende bedeutete dann: ab in den Norden:
Golan.
Mount Hermon mit Esel

die Feste Nimrod mit Eiswagen
... und mit Socken.


in der Festung
 


doofe Touristen mit Wasserfall.
Drusen.

 und dann noch Eindrücke von Orten, an denen es zu Kämpfen um den Golan gekommen war und wo die Israelis nun Gedenkstätten eingerichtet haben, bzw. die nun zu beliebten Fammilienausflugsorten geworden sind:
Vorsicht Minen




















Das war's soweit also mal wieder von mir. Viele liebe Grüße aus dem wunderschönen Israel
eure Doro 


Dienstag, 8. Januar 2013

Schottisches Hochland?

oder Stonehenge?


oder...

etwa doch...

...der Weltuntergang???


Sooooooooo  viel Regen hatte ich wirklich nicht erwartet. Hier. In Israel. 
3 Tage Regen Regen REGEN Regen Regen Hagel Regen REGEN REGEN Regen Regen
Von wegen ein Jahr Sommer


 Pustekuchen.







 Fotos: Ashdod, 7.1.2013

Dienstag, 25. Dezember 2012

Ich war da, wo Weihnachten herkommt...

Erlöserkirche
Denn der Festgottesdienst am heiligen Abend in der Jerusalemer Erlöserkirche ließ uns zu dem Entschluss der Hirten kommen:
Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Lk 2,15

 So eilten wie also geschwind, was einen Fußmarsch von ca 2 1/2 Stunden bedeutete, zu dem Ort an dem sie stattgefunden haben soll: die Geburt des Kindes. Die Nacht war klar und kalt, eine ganz herrliche heilige Nacht, in der wir in einer Pilgermasse, hauptsächlich aus Volontären bestehend, an der großen Straße runter nach Betlehem liefen. Das 'fürchtet euch nicht' war wohl die Süßigkeitentüte am Checkpoint, der in das palästinensische Gebiet führte. Dem ein oder anderen ohne Reisepass wurde da nämlich etwas mulmig.

Der Weg zurück hätte schon schwierig werden können. Hin wurden wir wie gesagt einfach fröhlich begrüßt. Weiter ging es an Mauergraffitis vorbei und durch leere, aber weihnachtlich beleuchtete Gassen.

Auch vor dem großen Tannenbaum bei der Geburtskirche hatten sich hauptsächlich Taxifahrer versammelt. Aber so muss es wohl auch in der heiligen Nacht gewesen sein: einige kleine Leute machten sich auf einen weiten Weg.
Dieser Weg war es auch vor allem, was das Heilignachtgefühl bei mir ausmachte. Man läuft erstmal. Auf dem Stern im der orthodoxen Teil der Kirche habe auch ich nicht versucht, den Herren zu finden. Aber es war diese Nacht, dieser tiefblaue Himmel und auch in gewisser Weise die totale Verausgabung (wir waren um acht Uhr am Morgen wieder im Kibbutz, um dort in die Betten zu fallen) die mir dieses Erlebnis weihnachtlich machten.
 
Heute gab es dann den Familienersatz-Feiertag: Weihnachten in der Wg mit wunderschönen selbstgemachten Geschenken und dann später einfachem, aber schönem Essen. Nudeln, Aubergine (das war ein ganz schönes Geschoss aus dem Garten von nem Freund), Salat und danach einen schönen Glühwein mit Zimt vom Markt in Jerusalem, wo wir gestern den Tag verbrachten. Draußen in der Sonne Kaffeetrinken konnte ich an einem heilig Nachmittag auch noch nie.

in den Gassen von der alten Innenstadt von Jerusalem hatten wir auch dies entdeckt:



ganz österliche Weihnachtsgrüße aus dem heiligen Lande wünsche ich damit. Das eine wäre ja ohne das andere nichts aber mit ganz so tiefgründigen Hintergedanken mögen diese Häschen dort wohl auch nicht deponiert worden sein.

Ich wünsche euch allen noch ein wunderschönes, gesegnetes Weihnachtsfest! Hier sitzt jemand und denkt an euch und hat in ruhigen Momenten dann doch das ein oder andere Mal an das Krippenspiel in der Marienkirche und das Geschenkeeinpacken mit den Brüderchen im Kopf gehabt...